Die Saga der Silicon Valley Bank (SVB) gehört nun der Vergangenheit an. Die Krise, die mit dem Untergang des Hauptsponsors des amerikanischen Tech-Sektors begann, endete mit einer Rettung durch die Regierung, die paradoxerweise Big-Tech am meisten nutzte. Was für eine Ironie! Es ist entscheidend zu verstehen, wohin ein System, das auf Rettungsaktionen aufbaut, führen wird.
Nachdem die Regierung im März 2023 zur Rettung der SVB eingriff, erlebten die Aktien der großen US-Unternehmen einen ihrer bemerkenswertesten Anstiege — bis Heute. Nun sind alle fünf führenden US-Unternehmen Technologieunternehmen, die zusammen mehr als 25 Prozent des Aktienmarktes ausmachen – die höchste Konzentration seit den 1960er Jahren und mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Zudem entfällt auf die beiden führenden Unternehmen, Microsoft und Apple, allein fast die Hälfte der Marktkapitalisierung der Top-10, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 35 % zu Beginn der Pandemie. Fazit: Big-Tech ist aufgeblähter und konsolidierter als je zuvor – und das in einer Phase geldpolitischer und makroökonomischer Ungewissheit.
Rettungsaktionen wie die eben beschriebene verzerren unweigerlich die Kapitalallokation und verlagern die Entscheidungsmacht in politische Hände. Die Märkte haben daher in den letzten Monaten nicht mehr versucht herauszufinden, was wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern antizipieren, was der Staat und die Medien unterstützen wird.
Der Aufstieg von Big-Tech kann teilweise durch den natürlichen Größenvorteil in digitalen Netzwerken erklärt werden, in denen Unternehmen zu vernachlässigbaren Kosten neue Kunden gewinnen können. Aber der "Netzwerkeffekt" ist kein Alleinstellungsmerkmal und kann nicht erklären, warum sich das Kapital in die Hände von ein paar Unternehmen konzentriert hat. Umfassende staatliche Rettungsmaßnahmen, die den etablierten Unternehmen zugutekommen, schon.
Der Frühling ist steht vor der Tür und wir befinden uns nun in der schwierigen Phase des Jahres 2024. Wahljahre bieten typischerweise turbulente Zeiten. In diesen sind die Monate bis zum Wahlmonat November in den USA die schwankungsintensivsten. Es wird immer schwieriger für BigTech sich langfristig an der Spitze zu halten, besonders in der sich schnell verändernden Technologiebranche. Die letzten Wochen wurden die Magnificent-7 durch die Magnificent-4 abgelöst und META gibt nun mit AMAZON, MICROSOFT und vor allem NVIDIA den Ton an. Ein sehr schlechtes Signal für den Markt, wenn wenige Aktien den Markt antreiben:
Obwohl es schwierig ist, sich eine Zeit vorzustellen, in der die heutigen großen Tech-Namen nicht dominieren, wird mit dem Ende der Ära des leicht verdienten Geldes ein Wechsel an der Spitze der Top-10-Unternehmen durchaus wahrscheinlicher. Leicht verfügbares Geld hat zu riskanten Spekulationen auf teure, aber schnell wachsende Aktien geführt, was im letzten Jahrzehnt die Big-Tech-Unternehmen begünstigte. Nun lässt diese Neigung zu Größe und Wachstum um jeden Preis nach – oder verdoppelt sich die Apple-Aktie in den nächsten 12 Monaten nochmal?
Zu glauben, dass der Rückgang der Liquidität am US-Finanzmarkt keine Folgen für die Investitionsmenge in große Tech-Unternehmen hat, ist nicht mutig, sondern naiv. Der folgende Chart zeigt die logarithmische Entwicklung des NASDAQ-100 seit Mitte der 1990er Jahre. Die Aufwärtsbewegungen sind von langanhaltenden und geldpolitisch günstigen Phasen geprägt, die sich über 1-2 Jahrzehnte ziehen können und sich dann über mehrere Jahre abkühlen.
Eine Art, wie diese Ära enden kann. Blasen entstehen durch die Hoffnung und Spekulation vieler Anleger und platzen in ihrem Verlauf öfters. Oft werden Rückgänge von größeren Erholungen, den sogenannten "Echo-Bubbles", unterbrochen. Diese milderten den Fall bekannter Blasen wie die der Rohstoffe in den 1970ern oder die der Dotcom Anfang der 2000er ab.
Im Jahr 2001 fiel der NASDAQ-100 um fast 70 %, aber noch vor Jahresende gab es zwei Erholungen. Doch diese waren nur aus falscher Hoffnung. Erst im darauffolgenden Jahr erreichte der Markt seinen Tiefpunkt und blieb für den Rest des Jahrzehnts eher träge.
Während der Pandemie bildeten sich neue Blasen bei Tesla, Kryptowährungen wie Bitcoin und einigen Tech-Aktien mit berühmten Namen wie Snap und Spotify.
Die Psychologie hinter Blasen ist stark. Menschen weigern sich, die Idee, die die Blase ausgelöst hat, aufzugeben. Im restlichen Jahr 2024 werden wahrscheinlich weitere Blasen an den Märkten entstehen oder sind bereits in einer fortgeschrittenen Phase. Im Fokus sind hier die gehypten Themen der letzten Jahre: große Technologieunternehmen in den USA. Die nächsten großen Gewinner werden vermutlich anderswo auftauchen.
Cheers,
Tom